Immer wieder wird mir die Frage gestellt, ob man als Führungskraft tatsächlich ständig nur auf Kuschelkurs unterwegs sein muss. Dann könne man ja gleich die Anarchie oder Basisdemokratie ausrufen. Spannend, dass Harmonie oft automatisch damit gleich gesetzt wird, dass man keine Meinung äußern dürfe, oder dass es Hierarchie-Rollen gibt, die sich in bestimmten Zusammenhängen als sinnvoll erwiesen haben. Aber ist das denn tatsächlich so?

Frieden bedeutet nicht, keine Haltung zeigen zu dürfen, sondern tatsächlich klar die eigene Position zu kennzeichnen. Ich darf nicht nur, sondern ich sollte meine Meinung sagen. Allerdings meine Meinung als eine unter anderen akzeptieren. Auch die anderen Meinungen zu betrachten, Vor- und Nachteile miteinander abzuwägen. Als Führungskraft oder als Elternteil ist es dann meist an mir, abschließend eine Entscheidung auf der Grundlage der unterschiedlichen Ansichten zu treffen. Aber die Grundlage darf nicht heißen „Ich muss immer Recht haben.“ 

Über diese Art zu führen ermuntere ich andere, ihre Sicht zu vertreten, an der Lösung von Herausforderungen mit zu arbeiten, andere ebenfalls anzuhören. Die Atmosphäre wird geprägt sein von Akzeptanz und Innovation, weil Menschen sich gesehen und gehört fühlen. Weil Menschen in solch einer Atmosphäre viel mehr Lust haben, eigene Vorschläge einzubringen. Und der gegenseitliche Respekt wird gefördert. Als Entscheidende:r wird auch mir dieser Respekt gezollt und meine Entscheidungskompetenz wird dadurch nicht in Frage gestellt. 

Ich bin mir bewusst, dass es im Alltag genügend Entscheidungen gibt, die nicht erst mit anderen abgesprochen werden können; sei es aus Zeitgründen, oder weil anderen relevante Informationen fehlen. Aber mir geht es hier sowohl um eine grundsätzliche Haltung als auch darum, das Missverständnis aus dem Weg zu räumen, dass man als Führungskraft sich immer durchsetzen müsse um akzeptiert zu werden. Das Gegenteil ist der Fall, denn wer akzeptiert schon Diktator:innen? 

Tauche einmal in Deine Vergangenheit ein und reflektiere, wen Du besonders als Mensch, Führungskraft, Lehrer oder ähnliches schätzt und wie hoch Deine Bereitschaft bei diesen Menschen war, Dich voll mit einzubringen.