Bedürfnisse und Gläser

Wenn das Leben neue Räume öffnet: Die drei Gläser deiner Grundbedürfnisse

Kennst du das Gefühl, dass plötzlich ganz viel Zeit und Raum in deinem Leben entsteht – vielleicht, weil die Kinder aus dem Haus sind oder sich dein Alltag verändert hat? Plötzlich ist da diese Mischung aus Freiheit, Aufbruch und Unsicherheit. Was tun mit all der Energie, den Ideen und der Lust, noch einmal etwas Neues zu gestalten? Und gleichzeitig schleicht sich die Frage ein: Wohin will ich eigentlich?
Gerade Frauen, die sich jahrelang um Familie, Haushalt oder andere Menschen gekümmert haben, stehen oft an diesem Punkt. Die berufliche Herausforderung war vielleicht nie das Zentrum, sondern vielmehr das Gleichgewicht zwischen allem. Und jetzt? Jetzt ist Zeit für dich – aber wie fängt man an?

Die drei Gläser: Beziehung, Autonomie, Kompetenz

Bevor wir uns voller Elan auf neue Ziele stürzen, lohnt sich ein Moment der ehrlichen Bestandsaufnahme. Wie ein Gärtner, der erst einmal schaut, wie es seinem Boden geht, bevor er neue Samen sät. Es geht um deine Grundbedürfnisse – diese drei unsichtbaren Gläser, die jeder Mensch in sich trägt: Beziehung, Autonomie und Kompetenz.
Beziehung – das Glas der Verbundenheit.
Wer ist dir wichtig? Wo fühlst du dich wirklich gesehen und angenommen? Welche Beziehungen nähren dich, und wo spürst du vielleicht Leere oder Distanz? Beziehungen sind wie Wurzeln, die uns Halt geben – ohne sie fühlen wir uns schnell verloren.
Autonomie – das Glas der Gestaltungsfreiheit.
Kannst du selbst entscheiden, wie du deinen Tag gestaltest? Hast du das Gefühl, dein Leben aktiv in die Hand zu nehmen, oder fühlst du dich manchmal wie eine Passagierin im eigenen Zug? Autonomie ist das Fundament für Selbstwirksamkeit – das Wissen: Ich kann etwas bewegen.
Kompetenz – das Glas des Stolzes auf das eigene Tun.
Wirst du für das, was du tust, gesehen? Kannst du deine Stärken einbringen und wächst daran? Erinnerst du dich an den Moment, als du etwas Neues gelernt hast – vielleicht das erste Mal auf zwei Beinen, der erste Kuchen, das erste eigene Projekt? Dieses Gefühl, stolz auf dich zu sein, ist ein Motor für Lebensfreude.

Eine kleine Übung: Deine Gläser füllen

Nimm dir ein Blatt Papier und male drei Gläser nebeneinander. Sie dürfen aussehen, wie du willst – bauchig, schmal, groß oder klein. Diese Gläser stehen für Beziehung, Autonomie und Kompetenz. Jetzt fülle sie mit einer Farbe oder zeichne eine Linie: Wie voll sind diese Gläser gerade in deinem Leben? Wo bist du satt und zufrieden, wo spürst du Durst?
Setze dann bei jedem Glas einen Eichstrich – so, wie du es für richtig hältst. Vielleicht muss das Beziehungsglas für dich gar nicht bis zum Rand gefüllt sein, vielleicht reicht ein kleiner Kreis von Menschen. Oder du merkst, dass du nach mehr Autonomie dürstest, nach mehr Möglichkeiten, selbst zu gestalten.
Diese Übung ist kein Wettbewerb. Es geht nicht darum, möglichst „voll“ zu sein. Es geht darum, ehrlich hinzuschauen: Was brauche ich gerade? Wo wünsche ich mir Veränderung?
Dein Impuls: Wo möchtest du nachgießen?
Vielleicht spürst du nach dieser Übung schon, in welchem Bereich du dir mehr Fülle wünschst. Ist es die Zeit mit Freunden, das Ausprobieren neuer Hobbys oder das Gefühl, endlich wieder etwas Eigenes zu schaffen? Vielleicht ist es auch die Sehnsucht, einfach mal wieder stolz auf dich selbst zu sein.

Nimm dir einen Moment und frage dich:
In welchem Glas fehlt gerade etwas?
Was könntest du tun, um es ein kleines Stück mehr zu füllen?
Wer oder was könnte dich dabei unterstützen?
Manchmal reicht ein kleiner Schritt: ein Anruf bei einer alten Freundin, ein Kurs, der dich reizt, ein Spaziergang, bei dem du bewusst entscheidest, wohin du gehst.
Zum Schluss möchte ich dich einladen: Male deine Gläser, fülle sie ehrlich und schau, was sie dir über dich verraten. Wo möchtest du nachgießen? Und was wäre ein erster, kleiner Schritt dorthin?