Die Reise der Broaden-and-Build-Theorie: Barbara Fredricksons Weg zur Entdeckung der Macht positiver Gefühle
Die Wurzeln der Theorie
Die Broaden-and-Build-Theorie der positiven Emotionen, entwickelt von der renommierten Psychologin Barbara Fredrickson, hat sich als eine der einflussreichsten Theorien der positiven Psychologie erwiesen. Diese Theorie beschreibt, wie positive Emotionen unser Denken erweitern und langfristig persönliche Ressourcen aufbauen können. Fredricksons Arbeit hat die Art und Weise, wie wir Emotionen und deren Auswirkungen auf das menschliche Wohlbefinden verstehen, grundlegend verändert.
Barbara Fredrickson begann ihre Forschung in den späten 1990er Jahren, als sie bemerkte, dass der Großteil der psychologischen Forschung sich auf negative Emotionen konzentrierte, wie Angst, Wut und Depression. Positive Emotionen wurden oft als trivial abgetan, als kurzlebige Zustände ohne tiefergehende Bedeutung. Fredrickson wollte diese Lücke füllen und begann zu untersuchen, wie positive Gefühle das Verhalten und die kognitive Entwicklung beeinflussen.
Die Entstehung der Broaden-and-Build-Theorie
Fredricksons erste Studien konzentrierten sich darauf, zu verstehen, was positive Emotionen im Gehirn bewirken. Im Jahr 1998 veröffentlichte sie ihre wegweisende Theorie, die sie Broaden-and-Build nannte. Sie erkannte, dass positive Emotionen, wie Freude, Dankbarkeit und Liebe, unser kognitives Repertoire erweitern („broaden“) und uns flexibler, kreativer und aufgeschlossener machen. Diese erweiterten kognitiven Zustände führen wiederum dazu, dass wir langfristige persönliche Ressourcen aufbauen („build“), sei es in Form von Wissen, sozialen Verbindungen oder psychologischer Resilienz.
Ein klassisches Experiment, das genutzt wurde, um die Broaden-and-Build-Theorie zu prüfen, bestand darin, dass Teilnehmer dazu aufgefordert wurden, eine Rede vor einer Kamera zu halten. Nach dieser stressigen Erfahrung zeigten diejenigen, die vorher durch positive Emotionen getriggerte wurden (etwa durch das Anschauen eines lustigen Videos), eine schnellere kardiovaskuläre Erholung als diejenigen, die durch negative oder neutrale Emotionen getriggerte wurden (PositivePsychology.com).
Die Macht der positiven Gefühle
Fredricksons Buch „Die Macht der guten Gefühle“ (Originaltitel: Positivity) fasst die Essenz ihrer Forschungen zusammen und bietet eine tiefgehende Auseinandersetzung mit der Frage, wie positive Emotionen das menschliche Leben verbessern können. Fredrickson argumentiert, dass eine bewusste Kultivierung positiver Gefühle das Wohlbefinden erheblich steigern kann. Sie beschreibt in ihrem Buch, wie eine 3:1-Ratio von positiven zu negativen Emotionen das Optimum für das persönliche Gedeihen darstellt (PositivePsychology.com).
Dieses Buch wurde zu einem Eckpfeiler der positiven Psychologie und inspirierte zahlreiche Praktiker und Forscher, die Prinzipien der Broaden-and-Build-Theorie in verschiedenen Bereichen anzuwenden, von der Psychotherapie bis hin zum Coaching und der Organisationsentwicklung.
Aktuelle Forschung und Bestätigungen der Theorie
Seit der Veröffentlichung der Broaden-and-Build-Theorie haben viele Studien Fredricksons Hypothesen bestätigt. Neuere Forschung zeigt, dass positive Emotionen nicht nur kurzfristig das Wohlbefinden verbessern, sondern auch langfristig zur Entwicklung wichtiger Lebensressourcen beitragen. Zum Beispiel wurde in einer aktuellen Studie von Zhang et al. (2023) festgestellt, dass Dankbarkeit und positive Emotionen im Berufskontext die persönliche und berufliche Entwicklung fördern, indem sie die Netzwerke und das Wachstums-Mindset der Einzelnen stärken (Emerald).
Darüber hinaus haben neuere Meta-Analysen gezeigt, dass positive Emotionen einen signifikanten Einfluss auf die physische Gesundheit haben können, indem sie das Immunsystem stärken und die Erholung von Krankheiten beschleunigen (SpringerLink). Diese Erkenntnisse unterstreichen die Relevanz der Broaden-and-Build-Theorie in einer Zeit, in der mentale Gesundheit und Resilienz immer wichtiger werden.
Fazit: Eine Theorie mit anhaltender Wirkung
Die Broaden-and-Build-Theorie hat sich seit ihrer Einführung als eine der grundlegendsten Theorien der positiven Psychologie etabliert. Barbara Fredricksons Forschung hat gezeigt, dass positive Emotionen mehr als nur flüchtige Zustände des Wohlbefindens sind. Sie sind kraftvolle Werkzeuge, die unser Leben tiefgreifend beeinflussen können.
Von den ersten Experimenten bis zu den neuesten Studien hat sich gezeigt, dass die Theorie nicht nur haltbar, sondern auch äußerst relevant für das Verständnis menschlicher Emotionen ist. Barbara Fredricksons Werk erinnert uns daran, wie wichtig es ist, positive Emotionen in unserem täglichen Leben zu kultivieren und deren transformative Kraft zu nutzen, um ein erfüllteres und widerstandsfähigeres Leben zu führen.
Für diejenigen, die tiefer in die Materie eintauchen möchten, ist „Die Macht der guten Gefühle“ ein unverzichtbares Buch, das nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse liefert, sondern auch praktische Tipps, wie wir die Vorteile positiver Emotionen in unserem Leben maximieren können. Und natürlich freue ich mich immer über direkten Austausch über dieses Buch oder andere spannende Erkenntnisse.
Quellen:
- Fredrickson, B. L. (2009). Positivity: Top-Notch Research Reveals the Upward Spiral That Will Change Your Life. Crown.
- PositivePsychology.com (2023). Broaden and Build Theory. Link zur Website
- SpringerLink (2023). Trait gratitude and subjective career success. Link zur Studie
- Journal of Happiness Studies (2023). How Psychological Capital Mediates Between Study–Related Positive Emotions and Academic Performance. Link zur Studie